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Süddeutsche: Des Seemanns Qual ist digital

morsix

Geowizard
Mit Sextant und Kompass und genauer Uhr kann sogar ich, als Süsswassergummibootkapitän erster Kajüte, navigieren.

So schwer ist das auch nicht ... Na gut, bei hohen Wellen den Sextanten ruhig zu halten ist schon eine Herausforderung, kann ich mir vorstellen. In meinem Gummiboot auf der Isar oder im See ist das weniger tragisch.

Zum cachen ist ein Sextant, eine Uhr und ein Kompass weniger geeignet, weil doch sehr ungenau. Ich traue mir zu, eine Position mit +/-250m auf Land damit zu bestimmen - einen teuren und modernen Sextanten (mit künstlichem Horizont und anderen Schnickschnack) vorrausgesetzt. Mit einem historischen Gerät oder einer einfachen Replika eines alten Sextanten erreiche ich bestenfalls eine Genauigkeit von +/-2000m bei ruhiger See oder auf Land.

Damit hat der Sextant für mich zum cachen keinerlei Nutzen :)

Grüße
Rudi
 

blackbeard69

Geomaster
DL3BZZ schrieb:
Tja, wer kann das heutzutage noch? Die "Jungkapitäne" nicht mehr.
Wird das alte Navigieren überhaut noch gelernt?

Im Bochumer Planetarium hörte ich kürzlich, dass zum klassischen Hochsee-Navigieren auch sphärische Trigonometrie gehöre. So nach dem Motto: "Wenn am ... der Stern Aldebaran ... Grad hoch in Richtung ... Grad zu sehen ist, und der Stern Riegel ... , dann befinde ich mich -- genau hier."

Kennt jemand ein Lehrwerk zum "alten Navigieren", das mit normaler Schulmathematik als Grundlage auskommt und das empfehlenswert ist?

Viele Grüße
Thomas
 

DL3BZZ

Geoguru
blackbeard69 schrieb:
Im Bochumer Planetarium hörte ich kürzlich, dass zum klassischen Hochsee-Navigieren auch sphärische Trigonometrie gehöre. So nach dem Motto: "Wenn am ... der Stern Aldebaran ... Grad hoch in Richtung ... Grad zu sehen ist, und der Stern Riegel ... , dann befinde ich mich -- genau hier."

Kennt jemand ein Lehrwerk zum "alten Navigieren", das mit normaler Schulmathematik als Grundlage auskommt und das empfehlenswert ist?

Viele Grüße
Thomas
Das habe ich da auch gehört :D , letztes Jahr bei CUS
 

whitesun

Geowizard
Die GPS-Segler von heute sind für ihn nur »Autofahrer auf hoher See«.

Sehr schön ausgedrückt. :lol:

Das Thema ist doch sehr interessant. Hier kann man nachlesen, wie schwierig es in der Vergangenheit war, seine Position zu bestimmen:

Längengrad

Kennt jemand ein Lehrwerk zum "alten Navigieren", das mit normaler Schulmathematik als Grundlage auskommt und das empfehlenswert ist?

Das würde mich auch interessieren. Und das hier scheint in die Richtung zu gehen. Hat da einer Erfahrung mit diesem Buch?

Gruß

Armin
 

komakeks

Geonewbie
blackbeard69 schrieb:
Kennt jemand ein Lehrwerk zum "alten Navigieren", das mit normaler Schulmathematik als Grundlage auskommt und das empfehlenswert ist?

Viele Grüße
Thomas

http://www.amazon.de/Astronavigation-Ohne-Formeln-Bobby-Schenk/dp/3768802590

Das kann ich sehr empfehlen.
 
A

Anonymous

Guest
DerBlaueReiter schrieb:
Hat nicht direkt mit unserem Hobby zu tun (deswegen hier und nicht in "Medien"), aber ist dennoch artverwand: Des Seemanns Qual ist digital.
Der Tenor ist, dass viele Segler sich zu sehr auf das GPS-Gerät verlassen und nicht mehr klassisch navigieren können.

Das Problem liegt wohl daran, dass man in D für alles einen Schein braucht und so mancher denkt, mit Ablegen eines theorielastigen Scheines seine Schuldigkeit getan zu haben und jede weitere Beschäftigung mit der Materie sei nicht nötig.

9 von 11 Ländern der EU mit Küsten haben keine vorgeschriebenen Bootsscheine, in Deutschland dürfte es so um die 30 verschiedenen Segel- und Bootsscheine geben. (Die ganzen Binnennachweise) mitgerechnet.

Die Ausbildung legt zumeist wesentlich mehr Wert auf Gesetzeskunde als auf Seemannschaft. Wenn ich mitbekomme, dass man den SBF-See auch auf der Donau in einer kombinierten Prüfung mit dem SBF-Binnen ablegen kann, dann weiß ich bescheid.

Da die ganze Regulierungswut von DMYV und DSV scheinbar ohnehin nichts zu nutzen scheint, sollte man eher den Weg wie im Rest der Welt gehen und den Skippern etwas mehr Eigenverantwortung zutrauen. Gerne können Vercharterer und Versicherer Nachweise fordern, aber diese sollten bitte Hand und Fuß haben und nicht im Hinterzimmer eines Landgasthofes mal eben am WE abgelegt werden...

GermanSailor
 

blackbeard69

Geomaster
Christian und die Wutze schrieb:
wutzebear schrieb:
DL3BZZ schrieb:
Wird das alte Navigieren überhaut noch gelernt?
Hier ist es auf jeden Fall von Nutzen!
hier auch.
und
komakeks schrieb:
http://www.amazon.de/Astronavigation-Ohne-Formeln-Bobby-Schenk/dp/3768802590

Das kann ich sehr empfehlen.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Christian und die Wutze für die Empfehlung eines sehr schönen Mystery und bei komakeks für eine sehr gute Buchempfehlung. Gestern Abend habe ich eine Email mit Koordinaten an den Cacheowner geschickt und heute die Bestätigung erhalten. Die Koordinaten stimmen. :D :D :D

Thomas
 

spuchtfink

Geocacher
blackbeard69 schrieb:
DL3BZZ schrieb:
Tja, wer kann das heutzutage noch? Die "Jungkapitäne" nicht mehr.
Wird das alte Navigieren überhaut noch gelernt?

Im Bochumer Planetarium hörte ich kürzlich, dass zum klassischen Hochsee-Navigieren auch sphärische Trigonometrie gehöre. So nach dem Motto: "Wenn am ... der Stern Aldebaran ... Grad hoch in Richtung ... Grad zu sehen ist, und der Stern Riegel ... , dann befinde ich mich -- genau hier."

Kennt jemand ein Lehrwerk zum "alten Navigieren", das mit normaler Schulmathematik als Grundlage auskommt und das empfehlenswert ist?

Viele Grüße
Thomas

Zu meiner Zeit mußten wir beim Patent A5 / A6 noch mit Rechenschieber ( Faber-Castell mit Lasche !!! ) alles berechnen. Dazu gab es Logarithmentabellen als Hilfe. Das wars ...
Tschenrechner ? Fehlanzeige.
Unser nautisches Lehrbuch hieß 'Das blaue Wunder'. Keine Ahnung vom genauen Titel - gibt es wohl nur noch antiquarisch.
Gelehrt wird die alte Art der Navigation sicher nicht mehr - oder nur nach der Melodie: Also - es gab da auch mal den Sextanten ( oder so ähnlich ).
Bei meinem letzten Besuch 2005 an Bord eines Autoransporters habe ich keinen Sextanten entdecken können ( nö - kenne ich nicht ! )

Noch ein Döntje:
Tscha Herr Kapitän - woher wissen Sie denn nun WO wir sind ???
Beste Frau - wenn wir Land sehen, dann schicke ich den Moses an Land - und der muß Brötchen holen. Auf der Tüte steht dann, wo wir sind ...

spuchtfink ( alter Seemann )
 

ime

Geomaster
spuchtfink schrieb:
Tscha Herr Kapitän - woher wissen Sie denn nun WO wir sind ???
Beste Frau - wenn wir Land sehen, dann schicke ich den Moses an Land - und der muß Brötchen holen. Auf der Tüte steht dann, wo wir sind ...

Naja, der ist wirklich sehr, sehr alt. In der westlichen Adria wird das aufgrund der flachen Küste und der Eintönigkeit der Hotelburgen angeblich immer noch praktiziert; nennt sich "Bäckernavigation".

Zur Eingangsfrage: bei uns werden die Dinge in Theorie und Praxis konsequent geprüft (also "klassische Navigation" für FB2, zusätzlich Strom und Tide für FB3 und zusätzlich Astronavigation für FB4, unabhängig ob unter Motor oder Segel).

ime
 
A

Anonymous

Guest
spuchtfink schrieb:
Unser nautisches Lehrbuch hieß 'Das blaue Wunder'. Keine Ahnung vom genauen Titel - gibt es wohl nur noch a*.
Fulst Lehrbuch der Naivgation. Wer kennt es nicht....

In Mürwik wurde es zumindest vor nicht allzu langer Zeit noch genutzt.

GermanSailor
 

edelstein

Geomaster
Story am Rande: Vor vielen Jahren wollte ich im damals noch Tito-regierten Jugoslawien den Bootsführerschein machen. Also haben wir uns Bücher besorgt und von der Knotenkunde über Lichtsignale und Navigation alles in wochenlanger Arbeit gelernt. Dann kam im Urlaub der Termin zur Prüfung.
Meine Frau nahm ich mit als Dolmetscherin, sie hatte ja auch mitgelernt und ich dachte, sie kann beim dolmetschen evtl. Fehler meinerseits korrigieren.
Als wir dann vor dem Prüfer standen (damaliger Hafenkapitän von Rijeka) und die Fragen kamen, kam auch der Schock: Von wegen helfen beim dolmetschen, der Mann sprach perfekt deutsch.... nun ja, wir haben die Prüfung BEIDE bestanden und sind noch heute im Besitz des Scheines, der inzwischen auch von Kroatien anerkannt und umgeschrieben ist. GPS gab es damals natürlich noch nicht, also alles klassisch gelernt.
 

arbalo

Geomaster
mal ´n e frage einer landratte die bzgl. der klassischen nav. völlig unbeleckt ist.
irgendwo hatte ich mal gelesen, daß es "früher" schwierig / unmmöglich war den lägengrad zu bestimmen, wieso war es schwieriger den l-grad zu bestimmen als den breitengrad?
 

Grampa65

Geowizard
Weil man dafür früher sehr exakte Uhren brauchte, die es auf Schiffen lange nicht gab.
Den Breitengrad kann man über die Sonnenhöhe bestimmen.

Schau mal hier.
 

ime

Geomaster
edelstein schrieb:
Story am Rande: Vor vielen Jahren wollte ich im damals noch Tito-regierten Jugoslawien den Bootsführerschein machen. Also haben wir uns Bücher besorgt und von der Knotenkunde über Lichtsignale und Navigation alles in wochenlanger Arbeit gelernt. Dann kam im Urlaub der Termin zur Prüfung.
Meine Frau nahm ich mit als Dolmetscherin, sie hatte ja auch mitgelernt und ich dachte, sie kann beim dolmetschen evtl. Fehler meinerseits korrigieren.
Als wir dann vor dem Prüfer standen (damaliger Hafenkapitän von Rijeka) und die Fragen kamen, kam auch der Schock: Von wegen helfen beim dolmetschen, der Mann sprach perfekt deutsch.... nun ja, wir haben die Prüfung BEIDE bestanden und sind noch heute im Besitz des Scheines, der inzwischen auch von Kroatien anerkannt und umgeschrieben ist. GPS gab es damals natürlich noch nicht, also alles klassisch gelernt.

Der Herr Šimič, eine Seele von einem Prüfer und ein echter Herr...

Der hätte in jedem k.u.k.-Film die Idealbesetzung für einen Kapitän unserer Marine abgegeben (z.B. bei der Darstellung der Schlacht um/vor Lissa/Vis).
Ist leider schon in Pension.

*schwelg*

Edit: Lissa war 1966, als muss es wohl "k.k." statt "k.u.k." heissen.
 
A

Anonymous

Guest
arbalo schrieb:
mal ´n e frage einer landratte die bzgl. der klassischen nav. völlig unbeleckt ist.
irgendwo hatte ich mal gelesen, daß es "früher" schwierig / unmmöglich war den lägengrad zu bestimmen, wieso war es schwieriger den l-grad zu bestimmen als den breitengrad?

Eine genaue Schiffszeit ist unabdingbar, wurde ja schon gesagt.

Dava Sobel hat ein sehr gutes Buch über die Konstruktion der dafür notwendigen genauen Uhren geschrieben. Titel: Longitude Ich weiß aber nicht, ob es das Buch auch auf Deutsch gibt.

http://www.amazon.de/L%C3%A4ngengrad-Dava-Sobel/dp/3833302712/ref=sr_1_7/303-3744374-1605828?ie=UTF8&s=books&qid=1186654534&sr=8-7

Sehr einfach ausgedrückt, bestimmt man die Länge, in dem man weiß, wann die Sonne über dem Nullmeridian im Zenit steht, aus der zeitlichen Differenz vom Greenwich-Zenit zum selbst gemessenen Zenit, kann man die Differenz in Längengraden ermitteln. (Wie gesagt, sehr vereinfacht, aber im Prinzip geht es so.)

Bobby Schenks Buch "Astro Nav ohne Formeln..." ist sehr gut auch für Laien geschrieben.

GermanSailor
 
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