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Nordnorwegen Lofoten und Rago 2013 - Reise- und Cachebericht

medwed

Geocacher
Sonntag, 30.06.2013 – 17 Stunden im Bus

Fünf Uhr morgens, ich stehe vollgepackt am Bermer ZOB und warte auf den Eurolines-Bus nach Oslo. Dieses Jahr soll es wieder einmal richtig in den Norden gehen; ich habe für meinen Sommerurlaub eine zweiwöchige Trekkingtour durch den schwedischen Padjelanta-Nationalpark geplant. Dabei will ich nicht dem populären Wanderweg durch den Park folgen, sondern von norwegischer Seite durch den kleinen benachbarten Rago-Nationalpark den Padjelanta über die „grüne Grenze“ erreichen. Eine anspruchsvolle Tour, die auf schwedischer Seite durch weglose Wildnis führt. Der schmale Pfad durch den Rago verliert sich kurz hinter der Grenze. So bin ich damals zum Geocachen gekommen: Mein erstes GPS hatte ich mir just für solche Wildnistouren gekauft – und als es dann so zu Hause rumlag, hat sich die Frage gestellt, für was sich das gute Stück denn sonst noch so eignet.

Kurz vor Mitternacht erreiche ich Oslo. Während der Busfahrt durch das schwedische Bohuslän konnte ich mich ein meine Wanderung auf dem Bohusleden vor drei Jahren erinnern. Die schwedische Westküste mt ihren Schären ist nicht nur wunderschön, sondern auch ein erstklassiges Cacherevier. Diesmal reicht es allerdings nur für einige Blicke aus dem Busfenster. In Oslo checke ich in einem Hostel mit 24-Stunden-Rezeption ein.

Montag, 01.07.2013 – Einkäufe in Oslo und ein lange Bahnfahrt

Oslo – Ein paar Caches hatte ich mir ja zu Hause aufs Gerät gespielt, letztlich komme ich aber hier gar nicht zur Dosensuche. Bevor es mit dem Zug weiter nach Norden geht, muss ich noch ein paar Einkäufe erledigen: Nudeln, Reis und Milchpulver für die Trekkingtour. Ich wundere mich jedes Jahr wieder, dass man die praktischen Schnellkochnudeln und den ebenso praktischen gefriergetrockneten Schnellkochreis in Deutschland nirgendwo kaufen kann. Gerade der Reis ist von Uncle Ben’s – da sollte man doch meinen, dass die Produkte international die gleichen sind: Aber keine Chance, in Deutschland gibt’s den Reis einfach nicht.

Ich besuche noch das Fram-Museum und bewundere das Schiff, mit dem Fritjof Nansen sich durchs Polareis treiben ließ und Roald Amundsen in die Antarktis gefahren ist. Für das benachbarte Kon-Tiki-Museum bleibt keine Zeit mehr und, um denCache am Museum zu heben, ist es deutlich zu muggelig hier. Ich muss wieder zum Bahnhof: Mit dem Nachmittagszug geht es nach Trondheim, dann gleich mit dem Schlafwagen weiter nach Bodø am Polarkreis.

Dienstag, 02.07.2013 – Sauwetter in Bodø I; ein schlechtes Omen?

Sauwetter in Bodø. Noch habe ich Hoffnung, die norwegische Presse vermeldet, dass der Juni in Nordnorwegen der wärmste und sonnigste seit Jahren war. Heute ist davon aber nichts zu spüren; es schifft und schifft und schifft. Noch ahne ich nicht, dass der Juli das genaue Gegenteil des Vormonats werden wird: Doppelt so viel Regen wie in einem durchschnittlichen Juli wird der Wetterdienst später zu berichten haben – aber damit greife ich vor. Erst einmal finde ich einen PC mit Internetzugang bei der Touri-Info und dort sagt die Vorhersage, dass die nächsten zwei Tage sonnig werden sollen, ab Freitag ist dann Dauerregen angekündigt. Ich rede mir ein, dass Langzeit-Wettervorhersagen immer unzuverlässig sind und freue mich erst einmal auf zwei schöne Tage auf der Insel Værøy. Trotz des Regens suche ich meinen ersten Cache der Reise: GC2Z5C2 – einen Micro im Park.

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Værøy

Værøy gehört zur Inselgruppe Lofoten, liegt aber etwas abseits südlich der größeren Inseln und damit abseits der Haupt-Touri-Routen. Die Insel bietet eine imposante Felskulisse, ist aber weniger steil als die Lofoten-Hauptinseln. Es gibt zwei schöne Strecken für Tageswanderungen und beide sind hinreichend bedost, um das Einwandern vor der großen Tour mit schwerem Gepäck mit dem Geocachen zu verbinden. Hier habe ich mir für zwei Nächte ein Zimmer in einer gemütlichen Pension reserviert. Nach etwa dreistündiger Fährüberfahrt habe ich Glück: Am Anleger auf Værøy finde ich einen Wanderer, mit dem ich mir ein Taxi zur Nordseite der Insel teilen kann; ÖPNV gibt es hier anders als auf den größeren Lofoteninseln nicht.

Mittwoch, 03.07.2013 – Måstad: Beinahe ein Lost-Place

Der Wetterbericht hat Recht behalten, heute herrscht strahlender Sonnenschein. Ich mache mich auf zu einer ersten Wandertour nach Måstad. In der Nähe der großen Seevogelkolonien auf Værøy lebten die Menschen in dem abgelegenen Ort nicht nur von der Fischerei, sondern auch von der Jagd auf Seevögel, vor allem Papageitaucher. Hier war die Heimat einer endemischen Hunderasse, des Lundehundes, der speziell für die Vogeljagd gezüchtet worden war. Der Ort Måstad verfügt über keine Straßenanbindung. Mit dem Aufkommen größerer Fischerboote wurde es unmöglich, Måstad anzulaufen, so dass die Fischrei unrentabel wurde. Hinzu kam das Verbot der Jagd auf Seevögel.

Der Ort wurde 1974 endgültig aufgegeben. Die meisten Häuser wurden demontiert, die wenigen verbleibenden Gebäude dienen heute als Ferienhäuser.

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Weg nach Nordlandshagen

Ich folge zunächst der Straße zum ehemaligen Flughafen Værøy, der nach einem schweren Flugunglück auf Grund der unberechenbaren Windverhältnisse auf Værøy geschlossen wurde. Eine bessere Stelle für einen Flughafen gab es auf der Insel nicht: Heute verfügt Værøy über die einzige Hubschrauber-Linienverbindung Norwegens. Das ehemalige Flughafengebäude nutzt eine lokale Schokoladenmanufaktur.

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Nordlandshagen

Hinter den Flughafen wird die Straße zum Schotterweg, der an einem kleinen Sandstrand endet. Hier gibt es sogar ein Clo-Häuschen – zum Baden lädt das Nordmeer trotzdem wenig ein. Die Aussicht auf die unbewohnte Insel Mosken und Moskenesøya, die südlichste der „großen“ Lofoteninseln, ist traumhaft. Zwischen Moskenes und Moskenesøya erahnt man den Moskenesstraumen, den großen Gezeitenstrom, den schon Jules Verne als gefährlichen Strudel beschrieben hat. Ich lege hier eine kleine Pause ein und finde meinen ersten Cache auf Værøy, GC27Z9R.

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Der Pfad nach Måstad

Während dieser Cache T 1,5 war, geht es jetzt in anspruchsvolleres Terrain. Die nächste Dose liegt kurz vor Måstad und ist als T 4 ausgewiesen. Das erscheint mir zwar etwas übertreiben, aber ganz ohne ist der Pfad wahrlich nicht. Es geht rutschige Steilhänge entlang und über Blockfelder. Ich komme deutlich langsamer voran, als ich gedacht hatte. Dann stoße ich kurz vor Måstad plötzlich auf Reste eines angelegten Weges. Hier hatte man versucht, einen pferdetauglichen Weg anzulegen, das Projekt dann aber nie weitergeführt.

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Måstad in Sicht

Schließlich erreiche ich die Cachekoordinaten und finde nach kurzer Suche auch die Dose, GCVEWD. Obwohl es später als geplant ist, gehe ich weiter in den Ort. Ich brauche dringend Trinkwasser und weiß, dass es hier noch einen funktionierenden Brunnen gibt. Der Ausblick ist wunderschön, trotzdem mache ich mir etwas Sorgen, dass noch gut drei Stunden Rückweg vor mir liegen. Zum Glück ist es ja hier oben auch nachts noch hell.

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Blick von Måstad

Doch dann habe ich Glück. Am Horizont sehe ich, wie sich ein Boot nähert. Tatsächlich kommen aus einem der Häuser Leute, die hier etwas repariert haben. Ich frage, ob ich mitfahren darf und trampe das erste Mal in meinem Leben auf einem Boot. Zwar muss ich die 5 km vom Hafen zur Pension trotzdem noch laufen, aber 5 km Straße sind mir jetzt deutlich lieber als der anspruchsvolle Pfad. Værøy ist toll, das hat mir die Tour gezeigt. Ich hatte ursprünglich geplant, morgen nach Røst weiterzufahren und der südlichsten Lofoteninsel noch einen Besuch abzustatten. Aber jetzt beschließe ich, lieber Værøy noch weiter zu erkunden und buche eine zusätzliche Nacht in der Pension.

Donnerstag, 04.07.2013 – Værøy von oben, zwei Dosen und ein Earthcache

Neben der Tour nach Måstad gibt es auf Værøy eigentlich nur eine sinnvolle Option für eine Tagestour: Rauf auf die Berge und die Insel von oben bewundern. Von Norden sind die Berge allerdings ziemlich steil und unwegsam; zwar kennt die Landkarte einen Pfad von Nordlandshagen aufs Hornet, der Owner des Caches auf diesem Berg empfiehlt aber ausdrücklich den Zugang von Süden. Ich hatte gestern glücklicherweise die Möglichkeit, mir den Pfad von unten anzusehen und teile die Einschätzung: steil und gefährlich.

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Sørland

Also heißt es, zunächst nach Sørland zu kommen, so heißt der Hauptort von Værøy mit dem Hafen. Ich habe wenig Lust, wieder die 5 km Straße zu laufen und versuche zu trampen. Das erste Auto hält und bringt mich direkt zum Beginn des Wanderweges – danke an den supernetten Autofahrer. Auf Værøy gibt es eine NATO-Radarstation, und dorthin führt ein asphaltierter Weg den Berg hinauf. Der geht allerdings durch einen langen dunklen Tunnel und ist durch zahlreiche Serpentinen ungleich länger als der Wanderpfad zum Hornet, der norwegisch steil ohne viel Aufhebens den Berg auf direktem Wege in Angriff nimmt. Ein paar Mal kreuze ich den Asphaltweg, dann stehe ich auf dem Hornet und blicke hinunter auf Nordlandshagen und den Pfad nach Måstad.

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Værøy Hornet

Bevor es weitergeht, heißt es hier noch, GCKZJZ zu heben. Die Dose ist rasch gefunden und ich mache mich auf den Weg zur Radarstation. Während der Pfad durch steiles Gelänge führt, liegt unter mir der Asphaltweg, den ich im Auge behalte, um eine Stelle zu finden, an der ich auf dem Rückweg das Foto für einen Earthcache machen muss.

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Radarstation Værøy

Von der Radarstation steige ich querfeldein zur Kamheia ab, einem Hochplateau, von dem man eine wunderbare Aussicht auf Måstad hat. Hier mache ich Pause und genieße den Ausblick. Den Cache GCVD4D muss ich eine ganze Weile suchen, finde ihn aber schließlich doch. Witzig: Gestern habe ich am „Badestrand“ in Nordlandshagen eine Info-Landkarte gesehen, auf der die älteren Geocaches auf Værøy eingezeichnet waren; ohne jede Erklärung, Geocaching scheint hier so bekannt zu sein, dass man davon ausgeht, dass TouristInnen verstehen, was das sein soll. Der Nordlandshagen-Cache, Måstad, Værøy Hornet, Kamheia und der Earthcache sind eingezeichnet.

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Blick auf Måstad

Ich mache mich auf den Weg in Richtung „NATO-Veien“, um das Foto für den Earthcache zu schießen. Um meine Knie zu schonen, beschließe ich, bergab dem Asphaltweg zu folgen und wechsele erst kurz vor dem Tunnel wieder auf den steilen Stieg. Das Foto für GC1QD7J ist schnell gemacht – ich bemerke erst später beim loggen, dass der Earthcache ein Jubiläum ist. Auf Værøy habe ich die 1000 vollgemacht; OC-onlys und Terracaches selbstverständlich mitgerechnet.

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Værøy – la belle: Mein Jubiläumscache

Ich laufe die Straße entlang nach Sørland uns stelle fest, dass sich der Weg in den Ort ganz schön zieht. Innerlich danke ich noch einmal dem Aurofahrer, der mich am Morgen direkt zum Beginn des Wanderpfades gebracht hat. In Sørland finde ich einen offenen Laden, tätige noch einige Einkäufe und versuche dann, die 5 km zu meiner Pension wieder zu trampen. Diesmal habe ich Pech: Weit und breit kein Auto in Sicht. Die ersten 2 km laufe ich, dann kommt doch ein Wagen vorbei, der mich den Rest der Strecke mitnimmt. Etwas besorgt schaue ich in die Wolken: Auch diesmal scheint der Wetterbericht Recht zu behalten, ich glaube nicht, dass das gute Wetter hält.

Freitag, 05.07.2013 - Sauwetter in Bodø II; ein schlechtes Omen?

Am nächsten Morgen regnet es wieder. Ich bin froh, dass ich heute vor allem auf der Fähre sitzen werde. Da die Fähre diesmal zunächst nach Røst fährt, bevor sie Bodø ansteuert, dauert die Überfahrt 5,5 Stunden. Immerhin ist es anders als auf der Hinfahrt nicht windig: Über Seekrankheit muss ich mir keine Gedanken machen.

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Am Fähranleger

Ich nehme mir ein Taxi zum Fähranleger, dort habe ich dann noch genügend Zeit, um GC43JMQ zu suchen und zu loggen. Eigentlich mag ich keine Nanos, aber dieser ist einfach zu finden und ob des garstigen Wetters hocken die Muggles, die auf die Fähre warten, alle im Warteraum. Auf der Fähre döse ich vor mir hin; ein kurzer Blick auf das flache Røst gibt mir recht, dass es eine gute Idee war, auf Værøy zu bleiben.

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Røst

In Bodø befreie ich meine Lebensmittel für die Trekkintour im Padjelanta aus einem Schließfach am Bahnhof, esse eine Pizza. Erledige ein paar Einkäufe und verziehe mich dann an den PC in der Touri-Info, um meine Finds von Værøy zu loggen und einen aktuellen Wetterbericht zu bekommen.

Vierzehn Tage Dauerregen – nein, www.yr.no ist heute nicht mein bester Freund. Wie kann sich eine Webseite auch so nennen. Normalerweise versucht man doch, etwas Positives zu vermitteln. Aber „yr“ - das Wort kann man gar nicht ins Deutsche übersetzen; „yr“ ist einfach nur ekelhaft, ein Wetter, das man wirklich nicht haben will. Wenn man mitten in einer Schönwetterwolke steht, dann ist das Nebel, wenn man mitten in einer heftigen Regenwolke steht, dann ist das „yr“: Es regnet nicht von oben, aber die kleinen Tröpfchen sind überall. Nach norwegischen Studien wird man schneller völlig nass, als bei „richtigem“ Regen. Warum sich die – übrigens in der Regel hervorragende – Seite des norwegischen Wetterdienstes nach so einem Ekelwetter benennt, wird mir auf ewig ein Rätsel bleiben. www.yr.no wird jedenfalls mal wieder Recht behalten und ich werde mich zu Genüge am feuchten Namensgeber erfreuen können.

Um 17.15 Uhr nehme ich den Bus nach Fauske. Ich bin etwas besorgt, da ich dort einen Bus mit sehr knapper Umsteigezeit erwischen muss – der Busfahrer kann mich aber beruhigen. Es ist der gleiche Bus, der nur die Nummer wechselt. Er weiß auch sofort, wo der Abzweig zum Rago-Nationalpark ist. Zwei Stunden später stehe ich an der E6 zwischen zwei Tunneln. Ein kleines Sträßchen geht hier von der Hauptstraße ab, Lakshol und Rago steht auf dem Wegweiser. Die letzte Unsicherheit des Tages: In einem Reiseführer habe ich gefunden, dass es an der Straße nach Lakshol einen Campingplatz geben soll; in der allwissenden Müllhalde ist er aber nicht zu finden gewesen. Doch die Müllhalde erweist sich als nicht immer allwissend: Nach 2km Fußmarsch erreiche ich Øyra-Camping und kann dort mein Zelt aufbauen.

Mein Fazit für die ersten Tage der Reise: Værøy ist eine tolle Insel, auch für GeocacherInnen. Die Caches liegen an sehenswerten Plätzen und laden genau zu den Touren ein, auf denen man die Insel als BesucherIn erkunden sollte.

Fortsetzung folgt.
 

RSKBerlin

Geonewbie
Teammitglied
Großartig - ganz herzlichen Dank fürs Teilen. Der Bericht macht Spaß auf eine Reise nach Norwegen!
 
OP
medwed

medwed

Geocacher
Samstag, 06.07.2013 – Eine Drive-in-Dose und steile Bergpfade

Dass es die ganze Nacht regnet, stimmt mich wenig optimistisch. Missmutig packe ich mein nasses Zelt ein und mache mich auf den Weg. Tagesziel ist der See Storskogvatten im Rago; die norwegische Forstveraltung hat hier eine einfache Hütte mit vier Betten errichtet, die von WanderInnen kostenlos genutzt werden darf. Der Campingplatz-Wart weist mich noch einmal darauf hin, dass der Pfad dorthin steil und schwierig zu begehen ist; ich habe schon etliche norwegische Wanderwege gesehen und eine ganz gute Vorstellung, was da auf mich zu kommt. Mit Proviant für zwei Wochen im Rucksack wird es mit Sicherheit eine ziemliche Keulerei.

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Den Bach entlang durchs Tal

Doch zunächst muss ich einige Kilometer dem Sträßchen folgen. Der Einstieg zum Nationalpark befindet sich in Lakshol am Ende des befahrbaren Weges. Ich komme schnell voran, die Idee zu trampen vergesse ich ganz schnell wieder – hier gibt es absolut keinen Verkehr. Kurz vor Lakshol lege ich eine Geocaching-Pause ein: Mein letzter Cache für eine längere Zeit.

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In der Nähe des Caches

Die Überschneidung zwischen den Gruppen der FjellwanderInnen und GeocacherInnen scheint in Norwegen und Schweden nicht all zu groß zu sein – die Erfahrung habe ich schon im letzten Jahr in Ryfylkeheiene gemacht: Selbst entlang häufig begangener Wanderstiege ist die Dosendichte sehr gering. Auf meiner geplanten weglosen Strecke durch den Padjelanta gibt es natürlich keine Caches, aber auch der Rago ist nahezu dosenfrei. Der einzige Cache – GC2CH6H – ist ein Drive-in im Tal. Ich setze den Rucksack ab und folge ein kurzes Stück einem Seitenweg, bevor ich die Dose in den Händen halte.

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Lakshol - Einstieg in den Rago

In Lakshol bin ich dann doch etwas überrascht: Hier gibt es nicht nur einen Parkplatz, sondern auch ein öffentliches Toilettenhäuschen, eine Sitzgruppe und eine Infotafel. Der Weg in den Rago ist ein breiter, angelegter Pfad. Den Eindruck von Wildnis erweckt der Ort gewiss nicht, ich könnte hier auch irgendwo im Bayerischen Wald sein; zumal sich die drei Angler, die gerade ihr Auto ausräumen, als waschechte Bayern erweisen. Sie wollen auch zur Storskogvasshytte und werden mich wenig später überholen.

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Wanderparkplatz in Lakshol

Der Kontrast könnte nicht größer sein. Nur ein kurzes Stück vom Wanderparkplatz entfernt stehe ich mitten in der Wildnis. Zunächst geht der Weg noch deutlich ausgetreten den Bach entlang zu einer typischen norwegischen Holz-Hängebrücke. Wenig später folgt dann ein krachend steiler Aufstieg durch Birkengestrüpp – direkt neben einem Wasserfall. Oben lege ich eine Pause ein und blicke hinunter ins Tal. Und was sehe ich: Eine ganze Gruppe Elche; da, wo ich selber gerade noch langgegangen bin.

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Nordskaret – Blick ins Tal

Ich bin froh, dass sich das Wetter etwas gebessert hat. Es ist zwar diesig, hat aber aufgehört zu regnen. Der Pfad führt mich jetzt durch anspruchsvolles Terrain. Als ich mich kurz vor dem Tagesziel wähne, muss ich noch ein ganzes Stück in einem steilen Blockfeld absteigen; die Stelle empfinden nicht nur ich altes Deichschaf, sondern auch die drei berggewohnten Bayern als grenzwertig. Die treffe ich dann nämlich wenig später in der Hütte wieder.

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Storskogvasshytte

Im Verlaufe des Abends gesellt sich zu uns noch ein Einheimischer mit Hund, der die Gegend als Jäger gut kennt. Heute ist er allerdings ohne Gewehr unterwegs. Ich will morgen weiter in die Hochlagen des Rago über der Baumgrenze und bin ganz froh über eine kundige Beschreibung der weiteren Wegbeschaffenheit. Mit der Gewissheit, das steilste Stück hinter mir zur haben, kann ich mich beruhigt in der Hütte zu Bett legen.

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Storskogvatten

Sonntag, 07.07.2013 - Hochlagen des Rago

Wieder regnet es in der Nacht. Die bayerischen Angler beschließen zurückzugehen – ich mache mich auf den Weg zur Ragohytte. Diese kleine Hütte nahe der schwedischen Grenze gehört ebenfalls der norwegischen Forstverwaltung und bietet mit zwei Betten eine enge aber gemütliche Unterkunft. Da der Weg nicht all zu lang ist, warte ich, bis sich das Wetter etwas gebessert hat und mache mich erst spät auf den Weg.

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Brücke am Storskogvatten

Kurz hinter der Hütte geht es wieder über eine Hängebrücke, dann beginnt der steile Aufstieg. Der Weg ist zwar anstrengend aber nicht besonders schwierig. So erreiche ich bald die Gamme, eine kleine Hütte samischer Bauart, die WanderInnen auch zur Übernachtung nutzen können.

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Gamme

Ich mache nur eine kurze Pause und will dann schnell weiter, da sich das Wetter sichtlich verschlechtert. Es fängt nicht nur wieder an zu regnen, sondern wird auch kalt und windig. So schön die felsige Landschaft über der Baumgrenze auch ist, ich möchte an der Ragohytte ankommen, bevor ich völlig durchnässt bin.

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In den Hochlagen des Rago

Den Abend verbringe ich dann gemütlich in der Ragohytte, während sich draußen ein richtiges Unwetter zusammenbraut. Ich bin mächtig froh, dass ich heute nicht zelten muss. Der Sturm peitscht gegen die Wände der kleinen Hütte und ich kämpfe mit dem Ofen, weil der Wind den Rauch immer wieder in die Hütte drückt. Trotzdem bin ich froh, dass die Forstverwaltung hier sogar Brennholz zur Verfügung stellt, so dass ich im Warmen sitzen und meine Kleidung trocknen kann.

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Ragohytte

Montag, 08.08.2013 bis Donnerstag, 18.07.2013 – Eine nasse Trekkingtour

Was die nächsten Tage angeht, möchte ich mich hier kurz fassen. Schließlich bewege ich mich in dosenfreiem Gebiet und lange Berichte über Fjellwanderungen haben nicht unbedingt etwas in einem Geocaching-Forum verloren. Den Dienstag verbringe ich in der Ragohytte, das Wetter ist einfach zu mies um weiterzugehen.

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In der Nähe der Grenze

Mittwoch geht es dann aber doch weiter über die schwedische Grenze. Und hier habe ich dann auch „yr“ und verfluche das miese Wetter. Dafür wird das Gelände trotz weglosen Wanderns einfacher, glatter abgeschliffener Fels bestimmt die Landschaft. Am Abend erreiche ich den See Rastesjavrasj, an dessen Ufer ich mein Zelt aufschlage. Die Landschaft wird sanfter; statt Felsen prägt saftiges Grün hier den Eindruck. Ich bin auf der schwedischen Seite im Padjelanta angekommen.

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Zeltnacht am Rastesjavrasj

Die nächsten Tage folge ich dem Nordufer des großen Sees Vastenjaure. Die Hoffnung, auf der Ostseite der Berge könnte das Wetter besser sein, hat sich leider nicht erfüllt. Ich stapfe durch Nebel, „yr“ und Regen, baue abends im Nassen mein Zelt auf und packe es morgens im Regen wieder ein.

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Vastenjaure

Spätestens, als mich das Wetter zu einem Ruhetag im Zelt zwingt, muss ich eine Entscheidung treffen. Ich komme deutlich langsamer voran, als ich geplant hatte. Eigentlich wollte ich, sobald ich am Ostufer des Vastenjaure auf den Wanderweg Padjelantaleden treffe, diesem nach Süden folgen und bei Sulitelma wieder zurück nach Norwegen die Berge überqueren. Das ist jetzt zu weit. Ich beschließe, dem Wanderweg in die andere Richtung zu folgen und die Fjällstation Ritsem anzusteuern. Schon von weitem kann ich die Akka sehen, einen der markantesten Berge im schwedischen Fjäll.

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Samensiedlung Sallohaure – im Hintergrund die Akka

Der Padjelanta ist ein zentrales Siedlungsgebiet der Sami. Die ethnische Minderheit ist in Norwegen und Schweden als indigene Bevölkerung anerkannt; ein Teil der Sami lebt auch heute noch halbnomadisch von der Rentierhaltung. So gibt es vereinzelte Sommersiedlungen der Sami fern ab von jeder Straße im Fjäll. Auch hier haben aber moderne Zeiten Einzug gehalten. Über dem östlichen Padjelanta herrscht reger Hubschrauberverkehr. Ich passiere die Siedlung Sallohaure, als gerade etliche Sami auf dem Luftwege von ihren Rentierherden zurückkommen. Wenig später erreiche ich Wanderweg.

Jetzt komme ich schnell voran. Dadurch, dass ich dem Wanderweg Richtung Ritsem folge, muss ich mich nicht mehr beeilen. Die Strecke ist bequem in drei Tagen zu schaffen. So miete ich mir in der Samensiedlung Kutjaure für zwei Nächte eine einfache Hütte und lege einen Ruhetag ein. So kann ich den nächsten üblen Regentag durchs Fenster beobachten und sehe sogar noch einen schönen Regenbogen.

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Samensiedlung Kutjaure

Ob am Fuße des Regenbogens ein Schatz liegt, weiß ich nicht; und auch über sonstige Schätze bin ich jetzt völlig uninformiert. Da ich ja eigentlich Richtung Sulitelma wollte, hatte ich mir für die Strecke nach Ritsem keine Caches rausgesucht. Ein Daten-Toastbrot besitze ich weder mit noch ohne Apfel; es hätte mir hier auch nichts genutzt, im Padjelanta gibt es keinen Handyempfang. Ich frage mich, an wie vielen Caches ich wohl vorbeilaufe.

Im Nachhinein habe ich aber nichts verpasst. Der einzige Cache in der Nähe des Weges ist ein T 5 für BergsteigerInnen oben auf der Akka, GC355VN – ein seriöses alpinistisches Unterfangen, den Gipfel zu erreichen.

Freitag, 19.07.2013 – Eine lange Busfahrt, ein schäbiges Hostel und kein Internet

Nach einer letzten Hüttennacht in der STF-Wanderhütte an der Akka mache ich mich auf den Weg. Die letzten zwei Kilometer Wanderweg führen zum Bootsanleger Änonjálmme. Um nach Ritsem zu kommen, muss ich den Akkajaure überqueren; der gewaltige Stausee dient der Stromerzeugung, ein Achtel des schwedischen Stroms wird hier produziert. Der schwedische Wanderverein STF betreibt eine Bootsverbindung über den See.

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Bootsanleger Änonjálmme

In Ritsem hätte es einen Cache an der Fjällstation gegeben, GC3VTXP. Den hätte ich allerdings auch dann nicht heben können, wenn ich es gewusst hätte. Der Bootsanleger in Ritsem ist ein ganzes Stück von der Fjällstation entfernt und ich habe direkt Anschluss mit dem Bus nach Gällivare.

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Die Straße nach Gällivare

Den Nachmittag verbringe ich im Bus. Ich habe eine Rückfahrkarte von Norwegen, muss also irgendwie wieder nach Bodø oder Fauske kommen. Luftlinie ist die norwegische Küste an der schmalsten Stelle keine 40 km von Ritsem entfernt, eine Straßen- oder Bahnverbindung gibt es aber nicht. So muss ich fast 200 km nach Osten fahren – weg von der norwegischen Grenze – um aus den Bergen raus und an eine Bahnlinie zu kommen. Das Wetter ist aber weiterhin so mies, dass es nichts macht, sich den Regen aus einem Busfenster anzuschauen. Abends erreiche ich schließlich Gällivare.

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Sami-Denkmal in Gällivare

Gällivare war ursprünglich eine samische Siedlung. Ein Denkmal mit der Inschrift, „Mein war das Land in alten Zeiten, beschützt mein Volk in der Zukunft,“ erinnert daran. Heute ist die Stadt vom Bergbau geprägt. Nein, eine Schönheit ist Gällivare nicht. Etwas heruntergekommene Bauten aus den sechziger Jahren prägen das Stadtbild. Zumindest betreibt der STF eine Information direkt am Bahnhof. Ich besorge mir für den nächsten Tag eine Fahrkarte nach Narvik in Norwegen und steuere dann ein privates Hostel an.

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Gällivare

Das Hostel ist ziemlich heruntergekommen, dafür aber völlig überteuert. Egal, Alternativen in Bahnhofsnähe gibt es nicht und ich möchte früh weiter. Immerhin kann ich hier meine Wäsche waschen. Den einzigen öffentlichen Internetzugang gibt es wohl in der Bibliothek, und die hat abends geschlossen. Die wenigen Geocaches in Gällivare entgehen mir so. Ich kaufe noch ein und gehe eine Pizza essen.

Samstag, 20.07.2013 – Auf der Suche nach dem Internet

Die norwegische Eisenbahn endet in Bodø; die schwedische Bahn überquert mehr als 200 km weiter nördlich die Grenze und und endet in der norwegischen Hafenstadt Narvik. Die Bahnstrecke verbindet die schwedischen Erzgruben in Kiruna und Gällivare mit dem Hafen, von dem aus das Erz verschifft wird. Ich schaue aus dem Fenster des Zuges und genieße die spektakuläre Aussicht. Das Stück zwischen Abisko und Narvik gilt als eine der spektakulärsten Bahnstrecken Europas. Im fast senkrechten Hang fährt der Zug hinab in den Fjord. Wie zu erwarten regnet es draußen.

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Bahnhof Narvik

Mittags komme ich in Narvik an. Bis ich nach Deutschland zurück muss, sind noch einige Tage übrig. Ich will daher nicht direkt mit dem Bus zurück nach Bodø, sondern plane, die restlichen Tage auf den Lofoten-Inseln zu verbringen. Ich war vor vielen Jahren schon einmal dort und weiß, dass man den Archipel dank einiger Brücken und Tunnel von Narvik aus per Bus erreichen kann. Nur einen Fahrplan habe ich mangels Internet nicht.

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Wegweiser in Narvik – 2407 km zum Nordpol

Die Touri-Info in Narvik befindet sich direkt im Bahnhof. Die sind aber ziemlich desorganisiert. Einen Fahrplan für den Bus nach Svolvær – den Lofoten-Hauptort – kann ich immerhin auftreiben. Zum Glück gehe ich zu früh zum ZOB, der Fahrplan erweist sich später als veraltet, der Bus fährt eine Viertelstunde eher. Anders als in Bodø gibt es in Narvik kein Internet in der Touri-Info. In der Bibliothek soll es wohl einen PC geben, aber die hat samstags geschlossen. So wird es auch in Narvik nichts mit Geocachen und wie ich von Svolvær weiterkomme, weiß ich auch nicht so recht. Mit der zunehmenden Verbeitung von Daten-Toastbroten aller Art wird es immer schwieriger, unterwegs noch ein Internetcafé oder einen öffentlichen PC zu finden. Vor ein paar Jahren hatte ich solche Probleme jedenfalls kaum.

Zum Glück erwische ich trotz des falschen Fahrplans den Bus – und der Busfahrer hat sogar das Fahrplanheft mit allen Lofoten-Linien zum Verteilen an Fahrgäste. Ich bin nicht der Einzige, der es haben will. Heute Abend will ich im Vandrerhjem (Jugendherberge) Kabelvåg übernachten. Hoffentlich gibt es das noch – mangels Internet konnte ich das ja nicht überprüfen.

Fünf Stunden später stehe ich dann an der Folkehøgskole Lofoten. Diese ur-skandinavische Einrichtung hat trotz der Namensähnlichkeit wenig mit einer deutschen Volkshochschule gemein, sondern ist eine Art Internatsschule, die meist einjährige Kurse anbietet. Die Kurse an einer Folkehøgskole haben meist eher allgemeinbildenden Charakter und sind keine Berufsausbildungen. Viele skandinavische Jugendliche besuchen solche Kurse als eine Art Orientierungszeit nach dem regulären Schulabschluss. In den Sommerferien stehen die Häuser in der Regel leer und dienen dann oft als saisonale Jugendherbergen genutzt; so auch hier in Kabelvåg. Ich habe Glück und bekomme eine Übernachtungsmöglichkeit – und nicht nur das: Die Folkehøgskole verfügt über Internet-Arbeitsplätze, die Jugendherbergsgästen zur Verfügung stehen. Die nächsten Tage kann ich also endlich auch wieder cachen gehen. Eine Dose gibt es ganz in der Nähe, an der Loftenkathedrale, GC31MP8. Nun ja, ein simpler Kirchenmicro halt, aber willkommener Anlass zu einem Abendspaziergang nach einem lange Tag in Zug und Bus.

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Lofotenkathedrale in Kabelvåg

Fazit dieser Tage: Rago und Padjelanta sind wunderschön, aber Dauerregen kann ziemlich belastend sein. Geocaches sollte man nicht nur für die geplante Route, sondern auch für etwaige Alternativen gleich zu Hause aufs Gerät packen. So überflüssig ich mobiles Internet zu Hause finde – schließlich habe ich einen PC daheim und einen im Büro, und auf dem Clo lese ich Zeitung – auf Reisen kann so ein Daten-Toastbrot doch ganz praktisch sein. Darauf verlassen, überall einen Internet-Zugang zu finden, kann man sich nicht.

Fortsetzung folgt.
 
OP
medwed

medwed

Geocacher
Sonntag, 21.07.2013 – Von Museen und Fischerhütten

Die Inselgruppe Lofoten vor der nordnorwegischen Küste gleicht einem Gebirge im Meer. Die Landschaft ist atemberaubend – und gerade deshalb sind die Inseln ein Magnet für TouristInnen. Verglichen mit anderen Gebieten nördlich des Polarkreises wimmelt es hier von UrlauberInnen aus der ganzen Welt. Entsprechend ausgebaut ist die touristische Infrastruktur was Unterkünfte, Museen und ÖPNV angeht. Und auch die Cachedichte ist entsprechend hoch. Angesichts des miesem Wetters bis ich hierher gefahren, um mir verschiedene Optionen offenzuhalten. Zwar ist es auf Grund des steilen Geländes kaum möglich, längere Strecken zu wandern, doch gibt es bei schönem Wetter genügend Möglichkeiten zu Tagestouren, während bei Regen die touristischen Angebote der Inseln locken.

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Kabelvåg

Der Name Lofoten bedeutet übrigens „der Luchsfuß“ und beschreibt die Form der gesamten Inselgruppe. Der im Deutschen gebräuchliche Plural „die Lofoten“ ist also grammatisch eigentlich falsch.

Als ich morgens aufbrechen will, regnet es mal wieder. Ich beschließe daher, einen Museumstag einzulegen. Nur zwei Kilometer von der Folkehøgskole entfernt liegt der Museumskomplex von Storvågan mit dem Lofotenmuseum, dem Lofotenaquarium und der Galerie Espolin, die die Werke des norwegischen Malers Kaare Espolin Johnson zeigt. Der Fußweg von Kabelvåg zu den Museen ist erstaunlich wenig ausgeschildert, ich muss zwischendurch einmal auf mein GPS schauen. Zum Schluss geht es unerwartet für so eine Touri-Strecke ein Stück durch kniehohes nasses Gras.

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Storvågan

Den Vormittag verbringe ich in den Museen, bevor ich mich zur Hauptstraße aufmache, um dort den Bus nach Borg zu nehmen. Von 1986 bis 1989 wurde dort das europaweit längste Haus aus der Wikingerzeit ausgegraben. Ein modernes Museum präsentiert die Funde und ein Nachbau des Hauses kann besichtigt werden. Genau das Richtige für einen verregneten Nachmittag.

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Wikingermuseum in Borg

Außerdem liegt an der – ziemlich modernen – Kirche von Borg ein Micro versteckt. Ich frage mich zunächst, warum hier die Dorfkirche und nicht das sehr viel spektakulärere Museum bedost wurde, es zeigt sich aber dann, dass der Fußweg zum Anlegeplatz einiger nachgebauter Wikingerschiffe fast direkt an der Kirche vorbeiführt.

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Kirche in Borg

Auf dem Weg zu den Schiffen logge ich kurz den Kirchen-Micro - GC31MMF - und habe damit meinen Find des Tages absolviert. Das größte Wikingerschiff sehe ich leider nur aus Entfernung: Es ist gerade auf dem Wasser unterwegs. Wer zur rechten Zeit hier ankommt, darf eine Runde mitrudern.

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Wikingerschiffe

Auf dem Weg nach Borg hat der Linienbus einen Abstecker nach Henningsvær gemacht. Der keine Fischerort wird als typisches und angeblich schönstes Lofoten-Dorf touristisch vermarktet. Hier hatte ich das erste Mal den Eindruck von Massentourismus; der Bus konnte sich kaum durch die schmalen Gassen von Henningsvær schieben, so voll war es.

Wie anders ist da Stamsund, der Ort, in dem ich heute Nacht schlafen will. Auch Stamsund lebt von der Fischerei, hat aber trotz Hurtigrutenanleger deutlich weniger Tourismus. Weniger aufgehübscht als Henningsvær erweckt der Stamsund den Eindruck, dass hier gelebt und gearbeitet wird. Ein Jugendlicher, der sein Mofa frisiert, würde sich hier besser machen als ein Pauschalurlauber auf Busreise.

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Stamsund

Der Grund, weshalb es mich gerade nach Stamsund zieht, ist vor allem die sehr spezielle Jugendherberge im Ort. Das Vandrarhjem Stamsund ist so ziemlich das Gegenteil des steril-modernen Sommer-Hostels in der Folkehøgskole Kabelvåg. Ein altes Fischerhaus dient hier als Unterkunft, einfachster Standard mit großem Schlafsaal und weitgehend originalbelassen. Viele kommen her, um hier fischen zu gehen, andere einfach nur, um den speziellen Flair des historischen Ortes zu genießen; leben wie die Lofoten-Fischer vor 100 Jahren.

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Blick vom Vandrerhjem Stamsund

Die Lofoten-Fischerei war immer ein Saisongeschäft. In den Wintermonaten wimmelte es hier früher von auswärtigen Fischern, die Unterkunft und Infrastruktur für ihre Arbeit brauchten; Macht und Geld auf den Inseln hatten die Grundbesitzer inne, denen in der Regel ganze Dörfer gehörten und die den Fischhandel kontrollieren konnten.

Ein solches Fischerdorf – in Norwegen als Vær bezeichnet – bot den Saisonfischern einfache Unterkünfte in Holzhütten, sogenannten Rorbuern. Die Fischer mussten dem Vær-Eigentümer Miete bezahlen. Der kaufte den Fisch auf und diktierte die Preise. Auch der Dorfladen gehörte in der Regel dem Vær-Eigentümer, so dass die Fischer weitgehend von ihm abhängig waren. Die große Zeit des Vær-Systems ging erst nach dem zweiten Weltkrieg zu Ende, als die Fischer dank größerer Boote nicht mehr auf Unterkünfte an Land angewiesen waren und eine erstarkende Arbeiterbewegung ermöglichte, eigene Strukturen für den Fischhandel aufzubauen. Heute dienen die alten Rorbuer überwiegend als Unterkünfte für UrlauberInnen und ich bin mir gar nicht sicher, ob die Erben der ehemaligen Vær-Eigentümer damit nicht ein besseres Geschäft machen als ihre Vorfahren mit den Saisonfischern.

Den Abend verbringe ich lebendiger Runde in der internationalen Gemeinschaft der Herbergsgäste in Stamsund. Von den Niederlanden bis Taiwan ist alles hier vertreten. Welch ein Kontrast zu der Atmosphäre in den meisten „modernen“ Hostels, wo allerorten die Zombies vor ihren Laptops sitzen und auf ihre Tablets und Toastbrote starren, so dass ein Gespräch kaum mehr zu Stande kommt. Nun ja, ich gebe zu: Gestern Abend war auch ich heilfroh, in Kabelvåg einen Internetzugang zu finden.

Montag, 22.07.2013 – Meine letzte Bergtour

Oh Wunder, am nächsten Morgen scheint die Sonne. Ich beschließe, noch eine Nacht in Stamsund zu bleiben und den Tag für eine Wanderung in die Berge um den Ort zu nutzen. Keine zwei Kilometer vom Vandrerhjem entfernt gibt es einen Geocache: nicht weit, aber dafür 400 Höhenmeter einen steilen Bergpfad hinauf; so einen Stieg, an dem hierzulande mit Sicherheit ein Schild „nur für Geübte“ oder ähnlich gestanden hätte.

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Aufstieg zum Cache

Das beste an der Dose: Hier ist noch ein FTF zu holen. Wann hat man schon einmal die Chance, im Urlaub in einer Touri-Gegend der Erstfinder zu sein. Ich genieße das tolle Wetter und die Aussicht, während ich mich langsam nach oben bewege. Immer öfter muss ich die Hände zu Hilfe nehmen. Höhenangst darf man hier wahrlich nicht haben.

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Aussicht vom Cache

Den Namen „Stamsund view“ hat GC4FD2W nicht zu Unrecht. Vom Gipfel hat man eine tolle Aussicht auf den Ort, den Hurtigrutenanleger und die Küste. In der Ferne kann ich das norwegische Festland deutlich erkennen. Ich schreibe meinen Namen in das niegelnagelneue Logbuch und begebe mich wieder auf den Abstieg. Für noch einige Höhenmeter mehr reicht meine Motivation dann doch nicht aus, es wäre möglich, den Pfad zu einer Runde über die benachbarten Gipfel fortzusetzen.

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Stamsund view - die Dose

Dienstag, 23.07.2013 – Å

Der Ort mit dem kürzesten Namen? Ob sich Å diesen Titel teilen muss, weiß ich nicht. Kürzer geht es jedenfalls nicht mehr. Ich komme gegen Mittag auf dem Parkplatz an, an dem die Straße zu Ende ist. Å ist auch der südlichste Ort auf Moskenesøya. Jetzt bin ich an der Nordseite des Moskenesstraumen. Würde ich hier mit einem Boot den Strudel überwinden, käme ich wieder nach Værøy, wo ich die ersten Tage meiner Reise verbracht habe.

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Parkplatz in Å

Å ist zwar ein bewohnter Ort, aber gleichzeitig ein großes Freilichtmuseum. Fast die gesamte Infrastruktur eines klassischen Værs ist hier erhalten. Die Familie des ehemaligen Vær-Eigentümers lebt noch im Herrenhaus, hat den Rest der historischen Gebäude aber dem Norwegischen Fiskeværmuseum vermacht, das den Ort pflegt und das Leben der Lofotenfischer früherer Zeiten veranschaulicht.

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Trandamperi in Å

Nicht nur Wohnhäuser, Fischerboote und allerlei Gerätschaft kann man sich hier anschauen, sondern auch eine Schmiede und eine Lebertran-Fabrik. Natürlich gibt es auch Rorbuer zu mieten, ich quartiere mich aber im Vandrerhjem über dem Stockfischmuseum ein, bevor ich mich auf Museumstour begebe. Stockfisch ist bis heute ein wichtiges Lofoten-Handelsgut.

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Impressionen aus Å

Zwei Geocaches sind in Å verzeichnet. Bei dem einen finde ich beim besten Willen keinen Weg, die Koordinaten zu erreichen, ohne über Privatgrundstücke zu latschen, der andere ist direkt bei der Bushaltestelle. Tagsüber dürfte es hier völlig vermuggelt sein, in den Abendstunden kann ich ungestört suchen und mit GC4FVK4 auch den Besuch in Å mit einem Find abschließen.

Mittwoch, 24.07.2013 – Kein Kaffee, dafür Sonnenschein und ein Konzert in Bodø

Ich bin früh aufgebrochen, um den Bus zum Fähranleger in Moskenes zu erwischen. Mein Urlaub geht dem Ende entgegen und ich muss zurück nach Bodø; typisch, jetzt gibt es schönes Wetter. So oft fährt der Bus leider nicht, über eine Stunde muss ich in Moskenes auf die Fähre nach Bodø warten. Aber es gibt ja ein Café und ich habe mir in Narvik wohlweislich einen Krimi für die Rückfahrt gekauft.

Nur öffnet das Café erst um elf Uhr, während die Fähre kurz nach zehn abgeht. Der Anleger ist voll mit gelangweilt wartenden Fahrgästen. Warum sich das Café sich dieses Geschäft entgehen lässt, verstehe ich nicht. Ich hatte mich jedenfalls darauf verlassen, hier einen Kaffee zu bekommen und nicht gefrühstückt. Brot habe ich dabei, aber was ist ein Morgen ohne Kaffee ....

Auf der Fähre hole ich mir dann als erstes das ersehnte Heißgetränk und die Welt ist wieder in Ordnung. Ich erreiche Bodø mit einer kleinen Verspätung, packe mein Gepäck am Bahnhof ins Schließfach, gehe eine Pizza essen und begebe mich zur Touri-Info, wo ich den Nachmittag als Zombie vor dem Internet-PC verbringe.

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Konzert in Bodø

Was den Abend angeht, habe ich Glück. Ich habe mir für den Nachtzug nach Trondheim einen Schlafwagen reserviert, bis 21.15 Uhr muss ich also die Zeit in Bodø totschlagen. Ich bin kurz davor, mir noch einige Caches rauszusuchen, doch dann erfahre ich, dass es just heute Abend ein Open-Air-Konzert in Bodø gibt. Das norwegische Radio präsentiert die Top-Bands der norwegischen Charts live in der Provinz. Das ist musikalisch zwar gewiss kein Großereignis aber eine gute Möglichkeit sich ins Getümmel zu stürzen und bei Sonnenschein und Musik auf der Wiese zu liegen.

Donnerstag, 25.07.2013 – Urban Caching in Trondheim

Ich hatte schon von Angehörigen gehört, dass in Deutschland die Sommerhitze gebrüht hat, während ich mich im Padjelanta nassregnen ließ. In Trondheim werde ich zum ersten Mal selbst mit dem Phänomen überhöhter Temperaturen konfrontiert. Puh – warum heißt das nur „gemäßigte Klimazone“?

Trondheim ist eine Stadt mit einem extrem hohen Anteil Studierender, die Atmosphäre erinnert an Göttingen oder Tübingen. Die Dichte an Kneipen und Cafés ist für eine norwegische Stadt schon ungewöhnlich. Ich besichtige die Haupt-Attraktion der Stadt: Den Nidarosdom. Natürlich hebe ich auch den gleichnamigen Cache, GC2V26Q. Mit den benachbarten Micros (wahrscheinlich Nanos) habe ich kein Glück und gebe die Suche in vermuggeltem Gelände rasch auf.

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Nidarosdom

Am Nachmittag steht dann urbanes Cachen auf dem Programm. So kann ich einige Funde in der Stadt des Heiligen Olafs verbuchen, bevor ich den Abend in einem Kino verbringe, um dann in den Nachtzug nach Oslo zu steigen.

GC4212C - Cissy Klein
GC2D011 - Artsdatabanken
GC25NRD - Bakke bru
GC25DVD - Camera Obscura
GC3FXCV - Kjøpmansgata ** Bryggerekka

Mit einem kurzen Aufenthalt in Oslo werde ich am nächsten Tag mittags in den Eurolines-Bus steigen und am Samstagmorgen etwas geschlaucht von der ganzen Fahrerei wieder zu Hause ankommen.

Fazit der letzten Tage: Die Lofoten-Inseln sind nicht nur ein schönes Reizeziel, sondern auch ein lohnendes Cacherevier. Das Vandrerhjem in Stamsund ist immer noch so toll, wie ich es von alten Reisen in Erinnerung hatte. Norwegische Großstädte sind ziemlich Nano-verseucht, trotzdem findet sich auch hier ein oder die andere suchenswerte Dose.
 

Dolphiner

Geomaster
Vielen Dank für diesen schön geschrieben Reisebericht.
Hat Spaß gemacht ihn zu lesen.

Könnte mir den Reisebericht auch im Geocaching Magazin vorstellen.

Die Vorfreude auf meinen Urlaub in 3 Wochen in der Region zwischen Göteborg und Oslo wurde nur noch größer.

Du hast nicht zufällig auch Videos gemacht und einen YT Channel?
 

2cachefinder

Geomaster
du musst dann unbedingt nach arjäng...sandviken.
dort is ein kanuverleiher der güte klasse a.

und ein toller see mit unterständen und verbindungen zu den anderen seen...eine einmalige seelandschaft .der wahnsinn.

glg
 
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