• Willkommen im Geoclub - dem größten deutschsprachigen Geocaching-Forum. Registriere dich kostenlos, um alle Inhalte zu sehen und neue Beiträge zu erstellen.

GC98C3, Marokko, Djebel Toubkal

Hier ein kleiner Bericht über die Besteigung des Djebel Toubkal durch Bussnick und mich im September 2013, um Fragen zu beantworten oder erst Lust auf dieses Bergabenteuer zu machen. Ich beantworte natürlich alle über diesen Bericht hinausgehenden Fragen, die ich per PN bekomme.

Der Djebel Toubkal ist der höchste Berg Marokkos. Er liegt ca. 70 km südlich vom Marrakesch und ist ca. 4200 Meter hoch.

Seine Besteigung ist ein wunderbares Bergabenteuer: anstrengend, spektakulär und eine totale Abkehr vom Alltag. Insofern also ein Super-Urlaub, der noch dazu auch in 4-5 Tagen und für 400-500 € und ohne besondere Ausrüstung oder Kenntnis zu machen ist!

Körperliche Fitness und Durchhaltevermögen setze ich bei uns Cachern einfach mal voraus.
:roll:

Wetter:
Marokko-Wetter-Experten sind wir immer noch nicht. Aber ich habe gelesen, dass von Oktober bis in die Frühjahrsmonate auf dem Toubkal Schnee liegen kann. Da hatten wir keine Lust drauf und haben gezielt Anfang September als Reisemonat gewählt. Die Rechnung ging auf: Die ganze Zeit hatten wir angenehme Temperaturen über 20 Grad, die mit der Bergluft von wohltuender Frische waren.

Anreise:
Mit Easy-Jet sind wir Montag im Billigflieger für unter 200€ hin und zurück von Berlin nach Marrakesch. Easy-Jet hat meinen 35-liter Rucksack als Handgepäck mitgenommen. Und in einen 35liter-Rucksack passt alles, was man für 4-5 Tage braucht! (Schafsack mit geringem Packmaß, keine zweite lange Hose, keine weiteren Schuhe, nur 2 oder 3 T-Shirts)

Dort haben wir vom Flughafen ein Taxi nach Imlil genommen. Das war unproblematisch. Direkt am Taxistand am Flughafen wollte uns keiner für weniger als 500 Dirham (ca. 50 €, also immer ungefähr durch 10 teilen.) dorthin bringen. Schon wenige Meter weg vom Flughafen sank der Preis.  Schließlich fuhren wir die 65 km bis Imlil in einem alten Mercedes Benz für 400 Dirham. Wer gut handelt kann, kann bestimmt noch günstiger fahren.

Man kann fast alles auch in Euro bezahlen. Jedoch werden nur Scheine (also alles ab 5€ (entspricht ca. 50 Dirham)) genommen und in Dirham wieder ausgezahlt. Grundsätzlich ist es gut, für kleine Einkäufe wie Getränke unterwegs oder ähnliches Dirham dabei zu haben. Wir haben am Flughafen 100 Euro getauscht. Etwas mehr haben wir am Ende aber doch benötigt und auch bekommen durch die Zahlung von Zimmern in Euroscheinen und das dadurch entstehende Wechselgeld in Dirham. Nächstes Mal würde ich 150 – 200 Euro für 2 Personen tauschen, sollte noch ein Abschlusstag in Marrakesch eingeplant sein.

Im Imlil hatten wir bereits übers Internet unsere Unterkunft gebucht:

Auberge Atlas Tichka.

15 € für ein Doppelzimmer zu zweit mit sehr gutem großen Frühstück und außerordentlich freundlichem Service und kostenlosem WLAN. Die Auberge liegt knapp 200 Meter unterhalb des Beginns der Wanderroute. Das Essen auf der Dachterasse war ganz hervorragend. Alkohol gabs jedoch nicht. Zwei Männer im Doppelzimmer war weder hier noch in Marrakesch ein Problem, obwohl Homosexualität in Marokko strafbar ist und es sogar Berichte von unverheirateten heterosexuellen Paaren gibt, die nicht gemeinsam in einem Zimmer schlafen durften. Zuvor besorgten wir uns im Dorf für wenige Dirham Brot, Thunfischdosen, Äpfel und Wasser als Marschgepäck.

Die Menschen:
Und hier greife ich vor. Wir waren nämlich am letzten Tag noch in Marrakesch. Und dort sah ich alle meine schlechten Vorurteile gegen Nordafrikaner bestätigt. Nicht so in den Bergen! Von Imlil zum Gipfel und zurück trafen wir nur freundliche, ehrliche und interessierte Marokkaner, die ehrliches Interesse zeigten und keinen Gedanken daran verschwendeten, uns zu betrügen, belügen, auszunehmen oder ähnliches. Die Menschen am Berg sind absolut sympathisch!

Auch das von Nordafrika Touristen so gefürchtete „ständige Angelaber“ von Shopbesitzern und Koberern gibt es dort nicht!

Dienstag gings dann los.
Mit GPS-Gerät, der OSM-Karte von Marokko und einem Rucksack auf dem Rücken braucht man keinen Führer und keine Karte und kein Muli! Der Weg an diesem Tage führte uns von Imlil auf 3200 Meter Höhe zur Hütte „Toubkal Refuge“. Es gibt dort noch eine weitere Hütte (Les Mufflons), die besser ausgestattet, jedoch auch (noch) teurer ist. Im Toubkal Refuge des französischen Alpenvereins schläft man in 20-Mann-Zimmern oder im mitgebrachten Zelt auf dem Geröll davor. Die sanitären Einrichtungen sind eine Zumutung; ja sogar eine Frechheit. Abendessen lecker und mit 30 Leuten gleichzeitig eingenommen sogar ganz stimmungsvoll; Frühstück sehr einfach. In der mit Steinfliesen ausgelegten Hütte muss man die Stiefel ausziehen. Latschen/Sandalen oder dicke Socken sind hier trotz des ansonsten sparsam zu packenden Rucksackes zu empfehlen. Wasser und Snacks kann man hier nachkaufen. Wir haben hier unglaubliche 70€ zu zweit bezahlt. Gebucht hatten wir vorher im Netz.

Der Weg ist traumhaft! Ungefähr 5 Stunden über leichte Steigungen von 1700 auf 3200 Meter. Unterwegs fanden wir Flugzeugteile eines 1969 hier abgestürzten Flugzeuges, über das wir danach von ortsansässigen Marokkanern und Google Interessantes recherchieren konnten. Die Teile liegen tatsächlich seit über 40 Jahren im Berg.

Mittwoch morgen nach schlechten Frühstück machten wir uns zur Gipfelbesteigung auf. Schlafsack und unwichtige Gegenstände aus dem Rucksack hinterließen wir ungefragt in den Holzregalen in den Schlafräumen der Hütte.

Genauer gesagt handelte es sich um eine 2-Gipfel-Besteigung. Denn es liegt ein Cache auf dem „kleinen Bruder“ des großen Toubkal. Der Cache heißt „Toubkal West (4033 m)“ (GC3XRYT) und liegt auf dem Nebengipfel bei ca. 4000 Meter. Ja – es ist ein Umweg, den man ohne Dose dort nicht machen würde. Aber: JA, ES LOHNT SICH! Der Weg dorthin ist vom eh zu erklimmenden Toubkalsattel ist nicht so anstrengend, wie er zunächst aussieht – und der Cacher wird belohnt mit einem absolut einsamen Gipfel in totaler Ruhe etwas abseits des großen Toubkal. Die Rucksäcke haben wir knapp unterm Gipfel abgelegt und sind dann ohne auf die Spitze geklettert. Der Weg zum großen Toubkal danach war so anstrengend, dass wir diesen hier wohl nicht mehr danach gemacht hätten. Daher empfehle ich, Toubkal West auf dem Hinweg anzugehen.

Und schaut Euch die Spoilerbilder an. Wir hatten keine mit und mussten bei den vorhergehenden Tradis „Bislama Toubkal“ (GC2FBMD) und „Explore Toubkal“ (GC1VJBA) ganz schön suchen, was in der Höhe und bei der Steigung schon anstrengend war. Warum „Explore Toubkal“ nur 3,5 T-Sterne aufweist, obwohl man 2 Tage dahinläuft und der auf 3900 meter liegt, ist mir allerdings ein Rätsel!

Dann gings zum Hauptgipfel. Da wir eine ziemlich direkte Route wählten, wars sehr anstrengend. Schaut man, wo die Führer ihre Touristen hochführen, entdeckt man einen anderen nicht so steilen Weg.

Aber: Den Toubkal bekommt man keinesfalls geschenkt! Auf keine Route! Die Höhenluft machte sich deutlich bemerkbar. Eine für mich total interessante Erfahrung wie sich die Leistungsfähigkeit des Körpers da oben verändert! Ich habe übrigens eine Creme für die Lippen vergessen und bereut. Nehmt euch also unbedingt ne Fettcreme mit. Meine Lippen sind sehr schmerzhaft aufgeplatzt.

Um so schöner ist natürlich die Gipfelankunft mit obligatorischem Photo. In diesem Fall auch zu nutzen für den virtuellen Cache auf dem Gipfel. Die Aussicht war an diesem absolut klarem Septembertag berauschend, spektakulär, einzigartig und nicht in Worte zu fassen! Ich war von der Wucht und Größe dieses Anblickes tatsächlich echt gerührt!

Der anschließende Abstieg war natürlich auch anstrengend, aber natürlich um einiges leichter als der Aufstieg. In beide Richtungen muss man auf die kleinen Steine im Geröll achten, auf denen man leicht ins Rutschen kommt. Nach vergleichsweise langen 6 Stunden waren wir wieder am der Refuge. Man kann aber auch in 3-4 Stunden zum Gipfel und wieder runter. Aber es ist nunmal der Höhepunkt des Trips und die Dosen wollten ja auch gefunden werden!

Die Sachen lagen alle noch unberührt im Schlafsaal, so dass wir nach Pause und neupacken der Rucksäcke zurück nach Imlil gingen, was nur 3,5 Stunden dauerte.

Unterwegs unterhielten wir uns mit Hassen, einem Taxifahrer aus Casablanca, der in einem Bergdorf zeltete und ebenfalls einen Bergurlaub machte. Erneut ein überaus netter Marokkaner, den wir zuvor knapp unterhalb des Gipfels (in ähnlicher Atemnot wie wir befindlich) kennenlernten. Das Angebot, mit ihm zum Abschied Marihuana zu rauchen, lehnten wir freundlich ab.

In Imlil kamen wir nach einem langen Tag wieder in unserer Auberge unter. Mustafa kümmerte sich um Abendbrot (3 Gänge Menü, für 2 Personen inkl. Getränke 35 Euro und sehr lecker), die Taxifahrt nach Marrakesch am folgenden Donnerstag und eine Unterkunft in Marrakesch. Darum hatten wir uns bisher nicht gekümmert. Und alles klappte wunderbar: Der Fahrer kam, die Unterkunft in Marrakesch („Riad Omar“). war spitze (gemessen an Lage, Sauberkeit, Frühstück, Dachterasse und WLAN).

Nachfolgenden Cachern rate ich allerdings von diesem letzten Tag in Marrakesch ab. Für mich war es nach dem Berg ein Kulturschock an Geräuschen, Lautstärke, Menschen, Menschen und Menschen. Hier ist viel los, es riecht an allen Ecken und Enden (und nicht nur angenehm), oft wird man angesprochen – hier aber von Leuten, die es nicht ehrlich meinen und Geld haben wollen.

Kurzum: Nach der mentalen Erholung auf dem Toubkal ging hier wieder der Streß los, dem wir zu entkommen trachteten. Die 1/1er-Tradis in dieser Stadt haben wir uns gespart. Abends haben wir in einem üblen Schuppen („Grand Hotel Tazi“)wenigstens endlich Bier aufgetrieben – 0,24 liter für 2,5€. Und in Papier verpackt, damit auf der Straße niemand sieht, dass die Ungläubigen dieses schlimme Getränk bei sich führen.

Freitag sind wir nach zurück nach Berlin geflogen.

Wir waren also von Montag – Freitag unterwegs, haben jeder unter 500 € ausgegeben und hatten eine tolle Woche mit 3 Tradis, einem Virtual Cache und spektakulären Erfahrungen und Eindrücken. Die kurze Flucht aus dem Alltag und ins Abenteuer gelang komplett! Körperlich anstrengend, mental absolute Erholung!

Und da man sich Marrakesch sparen kann, ist das ganze auch als Kurztrip von Montag – Donnerstag planbar. Spart auch nochmal 50-100 Euro

Um es mit den Worten von ALF zu sagen:
Es gibt nichts Gutes außer man tut es!


Wenn Ihr auf den Geschmack gekommen seid und Fragen habt, mailt mich an!Dieter
 
OP
D

Dieter Wiegandt

Geocacher
44019be0-0cea-470c-a9aa-bdcbb98d7329.jpg


c29a169f-3af8-4c40-ba3b-7c18046f0caf.jpg


49e0ba6f-63e5-4894-8fee-1bfec456dcd2.jpg


3a00a303-15ff-4f25-a4e4-7a1de7d0e4b2.jpg


e69cacc8-4c42-4954-9027-7c2543fad860.jpg
 

hmpfgnrrr

Geocacher
Ein sehr schöner Bericht, vielen Dank dafür!

In Marrakesh war ich letztes Jahr. Die Stadt ist auf jeden Fall ein Must-see für jeden Marokko-Reisenden, auch wenn ich gut nachvollziehen kann, dass das nach der Einsamkeit der Berge ein ziemlicher Kulturschock gewesen sein muss. Etwas ähnliches (aber bei weitem nicht so Anstrengendes oder Spektakuläres) durfte ich leider nur kurz im Atlas-Gebirge auf dem Spaziergang zum Col du Tichka auf 2300 m erleben.
 
Oben