VolcanoJoe
Geocacher
Hallo,
und genau diese Zusammenhänge treiben mir immer wieder die Zornesröte ins Gesicht:
Erstens haben die Juristen die Verhältnismäßigkeiten völlig verschoben. Mit einem morschen Brett in einem verlassenen Haus sollte man rechnen, es ist nicht richtig, daß man dafür den Besitzer verantwortlich macht - er zwingt schließlich niemanden, das Gebäude zu betreten. Daß er nun, im Gegenteil, jemand daran zu hindern hat, ist das, was aus dem Ruder läuft. Anders sieht es natürlich aus, wenn es sich um ein Giftmülllager handelt. Aber das ist eben die Sache mit der Verhältnismäßigkeit. Künftig wird man nocn mit Schildern vor Bäumen im Wald warnen müssen (Vorsicht Bäume! Sturzrisiko beim besteigen! Verletzungsrisiko beim dagegenlaufen!)
Zweitens, wenn es darum geht, daß die Unfallversicherung wie in dem Beispiel, das Land verklagt: Da steht hinter Regeln und Verboten zunehmend die Unterordnung des gesamten Lebens unter das ökonomische Prinzip, man darf als Bürger um Gottes Willen keine -vermeintlich- vermeidbaren Kosten verursachen. Die Lebensqualität wird so stückchenweise immer kleiner. Das wird dem Todschlagargument des finanziellen Gemeinwohls geopfert, und es wird vergessen, daß es auch noch so etwas wie ein in Lebensqualität gemessenes Gemeinwohl gibt. (Bezeichnend ist dabei, daß von öffentlicher Seite dabei immer das Argument kommt, die Kosten für die Gemeinschaft zu vermeiden, aber nur selten, Menschen aus Altruismus zu beschützen.). Letztere Art von Gemeinwohl bleibt zunehmend auf der Strecke.
Mit dem Beispiel daß meine Eltern niemanden verklagt haben, wollte ich deutlich machen, daß noch vor nicht all zu langer Zeit niemand überhaupt auf die Idee gekommen wäre, zu versuchen, irgendjemanden für das, was eben Lebensrisiken sind, verantwortlich zu machen. Heute muss prinzipiell hinterher ein Schuldiger gefunden werden, vornehmlich ein zahlungskräftiger welcher, und wenn die Schuldzuweisung einer noch so absurd konstruierten Kausalkette folgt. Welcome to Absurdistan!
Daß man einen Privatmann bei der geltenden Gesetzeslage trotzdem nicht in Verlegenheit bringen sollte, habe ich bereits angemerkt.
Gruß,
Volcano Joe
P.S.: Wer sich an dem Wort "Anrachie" in einem meiner Vorpostings stört, möge mal "Graswurzelrevolution" nachschlagen. Anarchie muss nicht mit Gewalt zu tun haben! Und da ist Geocaching nicht mal so weit weg davon...
Crazy Cat Guy schrieb:VolcanoJoe schrieb:Wenn meine Eltern immer jemanden erfolgreich verklagt hätten, wenn ich als Kind einen kleinen Unfall hatte, wäre ich heute ein reicher Mann.
Ich denke, es geht nicht darum, ob Du oder Deine Eltern Klage einreichen. Nehmen wir mal als Beispiel, ich stürze bei der Station im Theater ab weil ich nicht aufgepasst habe und auf ein morsches Brett getreten bin. Das sind so ca. 6-8 m, mehr oder weniger. Mit extrem viel Glück verstauche ich mir den Knöchel, wenn ich unglücklich falle und es überlebe (was für eine Folgeklage eher ungünstig ist) kommt ein Leben im Rollstuhl dabei raus. Selbst wenn ICH jetzt sage: dumm gelaufen, schön war es trotzdem, dann muss ich jetzt eben vermehrt auf die Attribute achten, das Leben geht weiter, spätestens meine Unfallversicherung wird klagen um sich das Geld wieder reinzuholen. Falls die Klage durchkommt und Du die Kosten nicht wegen grober Fahrlässigkeit (in Kombination mit Hausfriedensbruch) selber tragen musst, zahlen wieder alle weil ein Bundesland nicht versichert ist.
Na gut, ich mache solche Sachen trotzdem![]()
und genau diese Zusammenhänge treiben mir immer wieder die Zornesröte ins Gesicht:
Erstens haben die Juristen die Verhältnismäßigkeiten völlig verschoben. Mit einem morschen Brett in einem verlassenen Haus sollte man rechnen, es ist nicht richtig, daß man dafür den Besitzer verantwortlich macht - er zwingt schließlich niemanden, das Gebäude zu betreten. Daß er nun, im Gegenteil, jemand daran zu hindern hat, ist das, was aus dem Ruder läuft. Anders sieht es natürlich aus, wenn es sich um ein Giftmülllager handelt. Aber das ist eben die Sache mit der Verhältnismäßigkeit. Künftig wird man nocn mit Schildern vor Bäumen im Wald warnen müssen (Vorsicht Bäume! Sturzrisiko beim besteigen! Verletzungsrisiko beim dagegenlaufen!)
Zweitens, wenn es darum geht, daß die Unfallversicherung wie in dem Beispiel, das Land verklagt: Da steht hinter Regeln und Verboten zunehmend die Unterordnung des gesamten Lebens unter das ökonomische Prinzip, man darf als Bürger um Gottes Willen keine -vermeintlich- vermeidbaren Kosten verursachen. Die Lebensqualität wird so stückchenweise immer kleiner. Das wird dem Todschlagargument des finanziellen Gemeinwohls geopfert, und es wird vergessen, daß es auch noch so etwas wie ein in Lebensqualität gemessenes Gemeinwohl gibt. (Bezeichnend ist dabei, daß von öffentlicher Seite dabei immer das Argument kommt, die Kosten für die Gemeinschaft zu vermeiden, aber nur selten, Menschen aus Altruismus zu beschützen.). Letztere Art von Gemeinwohl bleibt zunehmend auf der Strecke.
Mit dem Beispiel daß meine Eltern niemanden verklagt haben, wollte ich deutlich machen, daß noch vor nicht all zu langer Zeit niemand überhaupt auf die Idee gekommen wäre, zu versuchen, irgendjemanden für das, was eben Lebensrisiken sind, verantwortlich zu machen. Heute muss prinzipiell hinterher ein Schuldiger gefunden werden, vornehmlich ein zahlungskräftiger welcher, und wenn die Schuldzuweisung einer noch so absurd konstruierten Kausalkette folgt. Welcome to Absurdistan!
Daß man einen Privatmann bei der geltenden Gesetzeslage trotzdem nicht in Verlegenheit bringen sollte, habe ich bereits angemerkt.
Gruß,
Volcano Joe
P.S.: Wer sich an dem Wort "Anrachie" in einem meiner Vorpostings stört, möge mal "Graswurzelrevolution" nachschlagen. Anarchie muss nicht mit Gewalt zu tun haben! Und da ist Geocaching nicht mal so weit weg davon...