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Süddeutsche: Des Seemanns Qual ist digital

Cornix

Geowizard
eigengott schrieb:
Das geht auch im metrischen System: 1 gon = 100 km. Die Seemeile ist reine Tradition.
Zu dem Thema habe ich vor längerer Zeit einen interessanten Artikel entdeckt: Navigation with metric units (PDF, 2.7MB).

Mankind has been navigating on the sea and on land for more than 4 000 years. The metric system is only a little bit more than 200 years old. The present system used in navigation to express your position on the surface of the earth is based on an almost 2000-year-old system, established long before the metric system.

Here, we show that the use of metric units in navigation instead of the traditional units in navigation will facilitate calculations, education and training of staff. It will also help to avoid mistakes since no conversion to metric units, which are used in almost all other fields of application, is needed.

Dir Franzosen waren schon genial in dieser Beziehung. Schade, dass sich ihr System nicht durchgesetzt hat.

Cornix
 

blackbeard69

Geomaster
Cornix schrieb:
Dir Franzosen waren schon genial in dieser Beziehung. Schade, dass sich ihr System nicht durchgesetzt hat.
Volle Zustimmung!

Ich habe hier neben mir den Artikel "Dummer Rechenfehler schuld an Mars-Pleite" aus Die Rheinpfalz vom 02. Oktober 1999 in Papierform liegen. Leider finde ich ihn nicht im Online-Archiv. Die 125 Millionen Dollar teure amerikanische Marssonde "Mars Climate Orbiter" ging verloren, weil man die amerikanische Maßeinheit "pounds of force" und die metrische Einheit "Newton" durcheinandergebracht hatte.

Thomas
 

moenk

Administrator
Teammitglied
Tante G. hat da aber verschiedene Fundstellen für:
http://www.uni-koblenz.de/~beckert/Lehre/Seminar-Softwarefehler/Folien/glass.pdf
Der Fred wird so interessant, dass ich in mal in VK verschoben hab.
 

geometer42

Geomaster
blackbeard69 schrieb:
Gar nicht, das ist ja eben der Witz an der Definition!

Dann war die Definition vollkommen sinnlos, was die weitere Geschichte ja auch gezeigt hat.

blackbeard69 schrieb:
Die Erde wird als perfekte Kugel angenommen. Das heißt:
  • Die Franzosen bestimmen die Länge des Meridianbogens durch Paris und rechnen damit ihre Länge für das Meter aus.

    Die Russen bestimmen die Länge des Meridianbogens durch Sankt Petersburg (oder Moskau oder ...) und berechnen damit "ihr" Meter.

    Die Spanier nehmen den Meridianbogen durch Madrid.

    Die Amerikaner den durch Chicago.

Und gerade weil die Erde als Kugel angenommen wird, sind die Meridiane alle gleich lang und sie kommen alle zum gleichen Ergebnis :!:

Leider konnte man die Messungen zur Ermittlung von Meridianbogenlängen nur auf der realen Erde durchführen und nicht auf einer perfekten Kugel. Weil alle diese Messungen mit Bezug zum Schwerefeld erfolgten (die Instrumente wurden mittels Libellen lotrecht aufgestellt) und dieses Schwerefeld (genau: die Äquipotentialflächen) an jedem Ort eine andere Krümmung aufweisen (besonders in Abhängigkeit der geografischen Breite - siehe Ellipsoid), erhält man an jedem Ort einen anderen Kugelradius und damit eine andere Länge für das Meter.

blackbeard69 schrieb:
Vorher:
  • Preußische Meile nicht gleich englische Meile nicht gleich amerikanische Meile nicht gleich Seemeile nicht gleich ...
Nachher:
  • französisches Meter = preußisches Meter = englisches Meter = russisches Meter = ... = das Meter

Also nachher:
  • französisches Meter # preußisches Meter # englisches Meter # russisches Meter # ... = das Meter gibt es nicht

Ich habe noch nie einen Hinweis darauf gesehen, dass man bei dem Versuch diese erste Meterdefinition nochmals zu realisieren, zum selben Ergebnis gekommen ist. Ganz im Gegenteil: Es wurden im 19. Jahrhundert in vielen Ländern Messungen durchgeführt mit dem Ziel, die Erddimensionen zu bestimmen. Die Ergebnisse dieser Messungen finden wir heute in den verschiedenen Ellipsoiden (Bessel, Krassowski, Clarke, ..), die alle unterschiedliche Meridianbogenlängen haben.

Man hat sich übrigens rasch von der Illusion der Reproduzierbarkeit der Meridianbogenlänge verabschiedet und das Meter neu definiert als die Länge eines Platin-Iridiumstabes in Paris, sozusagen die "Elle" der französischen Revolution. Naja, immerhin wurde die von den meisten Ländern übernommen.
 

blackbeard69

Geomaster
geometer42 schrieb:
Dann war die Definition vollkommen sinnlos, was die weitere Geschichte ja auch gezeigt hat.
Die Hervorhebung ist von mir und sagt eigentlich alles. Schließlich gehörte die genaue Form unseres Planeten Ende des 18. Jahrhunderts noch zu den unbekannten Dingen und es war vernünftig, "Kugel" als Arbeitshypothese bis zum Beweis des Gegenteils zu verwenden. Die Leute damals konnten genau so wenig in die Zukunft schauen wie wir das heute können. Sie können unseren heutigen Wissenstand nicht gehabt haben, die Menschheit musste erst mühsam dahin gelangen.

Die alte Definition war nicht sinnlos, sondern ist es heute und nur aufgrund unseres heutigen Wissensstandes. Das ist ein ganz wesentlicher Unterschied!

geometer42 schrieb:
Ich habe noch nie einen Hinweis darauf gesehen, dass man bei dem Versuch diese erste Meterdefinition nochmals zu realisieren, zum selben Ergebnis gekommen ist. Ganz im Gegenteil: [...]
Einverstanden. Und das hat man eben erst danach festgestellt.

Selbstverständlich weiß man es nachher immer besser, und das ist gut so! Auf diese Art funktioniert Wissenschaft!

Thomas
 

geometer42

Geomaster
blackbeard69 schrieb:
...
Die Hervorhebung ist von mir und sagt eigentlich alles. Schließlich gehörte die genaue Form unseres Planeten Ende des 18. Jahrhunderts noch zu den unbekannten Dingen und es war vernünftig, "Kugel" als Arbeitshypothese bis zum Beweis des Gegenteils zu verwenden.
...
Selbstverständlich weiß man es nachher immer besser, und das ist gut so! Auf diese Art funktioniert Wissenschaft!

Thomas

Mit dieser Darstellung bin ich einverstanden.




@Typographiebeauftragten:
Hab keine Ahnung, wie man dieses Sonderzeichen produziert. Man kann es ja auch so interpretieren:
Gleichheitszeichen einmal durchgestrichen -> ungleich
Gleichheitszeichen zweimal durchgestrichen -> noch ungleicher :wink:
 

Wallraff

Geocacher
Hallo,

so früh war ich glaube noch nie hier ...

Was ich beitragen kann:
Die Meridianbogenmessungen an verschiedenen Stellen der Erde führen nicht nur wegen der Unregelmäßigkeit der Erdfigur zu unterschiedlichen Ergebnissen, sondern auch wegen der Unterschiede in den Längenmaßstäben. Diese wurden für verschiedene Messkampagnen von der französischen Toise abgeleitet (z.B. auch für Bessel) und haben leichte Fertigungsfehler gehabt.

Für den Spottpreis von 7,80 Euro gibt es hier Wissenswertes, was mir, wie ich beim Aufschlagen gerade feststelle, schon wieder entfallen ist *seufz*

Georg Straßer: Ellipsoidische Parameter der Erdfigur
Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1957

Liste der DGK http://dgk.badw.de/index.php?id=11
s. A 19, GANZ UNTEN ...
Gibt's über Beck.


Grüße Wallraff
 
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